Die wirtschaftliche Entwicklung der eev ab Anfang der 70er Jahre bis hin zur Jahrtausendwende ist geprägt von einem steten Auf und Ab und mündet in einer wirtschaftlichen Stabilisierung zum 75. Jahrestag der Gründung im Jahr 1998. Willkommen zum dritten Teil der Artikelserie «100 Prozent elektrisierend» zum 100 Jahre-Jubiläum.
1973 sorgen zwei Ereignisse für eine Beeinträchtigung der 25 Jahre dauernden Hochkonjunktur in der Schweiz. Die Ölpreiskrise und die Umstellung des Währungssystems auf flexible Wechselkurse führen zu einer Verteuerung der Lebenshaltungskosten und Verknappung der Energieversorgung. Die seit Beginn der 70er Jahre präsente Inflation von fast 10% in der Schweiz wird durch beide Ereignisse zusätzlich angeheizt. Die steigenden Preise verteuern die Produktion, die Immobilienpreise, die Mieten und reduzieren die Kaufkraft. Konsum und Bautätigkeit gehen zurück.
Die Krise in der Bauwirtschaft und im Detailhandel trifft sowohl die eev-Mitglieder als auch die Vertragspartner. Der Personalbestand, der während der Hochkonjunktur gewachsenen Betriebe ist nun oftmals zu gross, vielerorts werden Stellen abgebaut oder Kurzarbeit beantragt. Die Anzahl der eev-Mitglieder stagniert und geht Ende der 70er Jahre sogar zurück. Das Einkaufsvolumen sinkt und erreicht in den Jahren zwischen 1976 und 1980 das Niveau von 1965 mit einem Wert von rund CHF 120 Mio.
Sinkende Mitgliederzahlen, einbrechende Umsätze und die weiter anhaltenden schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen verlangen neue Massnahmen: Anlässlich der Generalversammlung 1978 in St. Moritz wird die Kommission Lugano ins Leben gerufen. Sie untersucht Stärken und Schwächen und entwickelt neue Ideen für die Genossenschaft. Im Jahr darauf legt die Kommission die Resultate der Analyse vor. Diese beinhaltet folgende Kernpunkte: ausgeprägtere Partnerschaft mit den eev-Lieferanten bei Bestellungen, stärkere Bevorzugung von Produkten von Schweizer Lieferanten bei Beratungs- und Verkaufsempfehlungen, Kompensation der rückläufigen Installationsumsätze durch höhere Geräteverkäufe. Das neue Konzept trägt Früchte, die Konzentration der Bestellungen auf die Vertragspartner führt bei einigen von ihnen zu deutlichen Steigerungsraten bei der Geschäftstätigkeit mit der eev.
Mitte der 80er Jahre belebt sich die Konjunktur in der Schweiz wieder. Die Arbeitslosenquote sinkt massiv und auch die Inflation geht auf 5% zurück. Das Einkaufsvolumen steigt, die Partnerschaft mit den Lieferanten ist seit 1987 mit neuen adaptierten Vertragsmodalitäten gefestigt. In diesem Umfeld kann die Genossenschaft 1990 ihr 1000. Mitglied begrüssen.
In den 90er Jahren entwickelt und beschliesst die Genossenschaft ein neues Leitbild, das den geänderten Marktbedürfnissen Rechnung trägt und die eev neu als Marketing- und Servicedienstleisterin positioniert. Die Marketing-Dienstleistungen gegenüber Mitgliedern, Lieferanten und Kunden werden verstärkt. Ein aktualisierter Marktauftritt sorgt für eine ausgeprägtere Differenzierung gegenüber den Wettbewerbern. Die neue Bezeichnung «ELITE» verdeutlicht die inhaltliche und strategische Anpassung in der Zielsetzung: die beste Beratung, die besten Service-Leistungen und das beste Sortiment werden angestrebt. Die Kundenzeitschrift erscheint neu unter der Bezeichnung «ELITE-Magazin» in einer Gesamtauflage von mehr als 1 Mio. Exemplaren. Die Finanzierung der Magazine wird von den Vertragspartnern und den Mitgliedern gemeinsam getragen.
Auch die interne Organisationsstruktur und die Personalbesetzung werden nun auf die Erfordernisse der spezifischen Marktsegmente ausgerichtet. Neu kümmern sich Product Manager um die Abteilungen Werbung, Telecom und Geräte. Damit sollen die Marktbeobachtung effizienter gestaltet und die Transparenz in den einzelnen Marktsegmenten erheblich erhöht werden. Aktuelle Markt- und Fachkenntnisse werden zentral erhoben, ausgewertet und führen in der Folge zu rascheren, marktkonformeren Massnahmen und Aktivitäten.
Die zunehmende Fokussierung und die unterschiedliche Dynamik in den einzelnen Teilmärkten führt dazu, dass sich einige Mitglieder der eev spezialisieren. Elektronik- und Informatikwissen veralten rasch. Daher wird 1992 das ELITE Telecom-Projekt ins Leben gerufen. Mitglieder, die einen Schwerpunkt auf den Bereich der Telekommunikation legen, sind Partner bei diesem Projekt. Die eev unterstützt die Gruppierung mit speziellen Massnahmen und Schulungen, bald gehören rund 200 Mitglieder zu den ELITE Telecom-Partnern. Das Phase-Out des lange Jahre erfolgreichen Projekts erfolgt aufgrund der voranschreitenden Festnetzsubstitution durch den Mobilfunk und der rasanten technologischen Entwicklung Ende 2012.
Der Wettbewerb im Gerätehandel wird härter. Preisaggressive Fachmärkte gewinnen immer mehr an Bedeutung und zunehmend auch Marktanteile. Mit dem ELITE Geräte-Projekt beginnt die eev im Jahr 1998, dieser Entwicklung eine wirksame Alternative entgegenzusetzen – eine Spezialisierung für Beratung, Verkauf, Installation und Service auf Haushaltsgeräten. Heute gehören über 300 Mitglieder dem ELITE Geräte-Projekt an. Ziel ist es, die Lieferanten und Mitglieder dabei zu unterstützen, sich auf die Veränderungen des Marktes einzustellen und ihre Marktpotentiale besser zu nutzen. Fünf Jahre später lanciert die eev das erste ELITE Exklusivmodell – eine Waschmaschine. Das Projekt ist erfolgreich, mittlerweile dienen mehr als 60 Exklusivgeräte renommierter Hersteller den Mitgliedern als Alleinstellungsmerkmal im umkämpften Haushaltsgerätemarkt.
1998 begeht die eev ihr 75-jähriges Jubiläum. Im Berner Kursaal kann sie anlässlich ihrer Generalversammlung mehr als 600 Mitglieder begrüssen, die Genossenschaft ist nach der Baisse in den 70er Jahren wieder kontinuierlich gewachsen und zählt bereits rund 1300 Mitglieder. Das Einkaufsvolumen beläuft sich auf CHF 350 Mio. Eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte an der Schwelle zur Jahrtausendwende.